Vielleicht kannst du das auch: Du möchtest dein Zimmer oder deine Wohnung ausmisten und kommst aber nicht so wirklich vorwärts. Bei jedem zweiten Gegenstand fragst du dich: Brauch ich das noch oder kann das weg?
Was mir in diesem Prozess und gerade auch im Austausch mit einen Mitbewohnis (die alle mit mir ausgezogen sind) aufgefallen ist:
Bei manchen Gegenständen geht es ganz leicht eine klare Entscheidung zu treffen. Ich muss nicht groß überlegen sondern weiß sofort: Das behalte ich! Oder: Auf jeden Fall weg damit!
Was diese Gegenstände alle gemeinsam haben, ist mir klar geworden, als mein Mitbewohner sich laut darüber Gedanken machte, ob er seine Büchersammlung behalten soll oder nicht.
Er musst sich deshalb so viele Gedanken machen, weil es a) sehr aufwändig ist, so viele Bücher zu transportieren und sie viel viel Platz einnehmen, b) er in den letzten 10 Jahren kaum reingeschaut ha und es wahrscheinlich die nächsten 10 auch nicht tun wird, und c) er trotzdem an ihnen hängt, viel sie ihm mal viel Freude bereitet haben und der Anblick ihn daran erinnert.
Wäre a) und b) kein großes Thema, wäre die Entscheidung für die Bücher vermutlich leicht, würde dagegen c) keine Rolle spielen würde es leicht sein, die Bücher zurückzulassen.
Es scheint also so zu sein, dass die drei folgenden Eigenschaften und deren Ausprägung eine große Rolle für uns spielen, wenn es darum geht, ob wir uns darauf (auch in Zukunft noch) einlassen wollen oder nicht:
– bereitet Freude
– ist nützlich
– stört nicht
Mein Lieblings-Shirt, zum Beispiel, ist in allen drei Eigenschaften hoch ausgeprägt. Es sieht schön aus und der Anblick macht mich glücklich (bereitet Freude), es trägt sich gut, ist stabil und komfortabel (ist nützlich) und es hat bisher noch keine Risse, Löcher o.ä. und nimmt auch nicht übermäßig Platz weg (stört nicht). Solange es noch tragbar ist, behalte ich es auf jeden Fall.
Meine hässliche Stehlampe mit Wackelkontakt konnte ich dagegen leicht weggeben, denn sie hat mir weder viel Freude noch Nutzen geboten und eigentlich nur Platz weggenommen und gestört.
Faszinierend finde ich, dass man das obige Schema nicht nur auf Gegenstände anwenden kann, auch auf Aufgaben oder persönliche Lernthemen und eigentlich alles mögliche!
Vor langer langer Zeit konnte ich mich zum Beispiel sehr leicht zum Spanischlernen motivieren. Es hat mir einfach Spaß gemacht und ich wusste, dass ich es in Hinblick auf meine zukünftigen Reisepläne gut gebrauchen könnte.
Außerdem war es nicht wahnsinnig schwer (störte quasi nicht) und ich habe mit einer super Sprachlern-App gestartet, die durch ihr gute Benutzerfreundlichkeit alle drei Eigenschaften perfekt vereinbarte.
Beim Hebräischlernen funktioniert es dagegen heute nicht so gut, weil es ziemlich schwer ist, der durchschlagende Nutzen (über die Basics hinaus) mir nicht so klar ist und die Zeit und Energie, die es bräuchte, um wirklich gut zu werden, den Platz von wichtigeren Dinge einnehmen würde. Deshalb hab ich es guten Gewissens „pausiert“.
Egal, was du also hast oder vor-hast, wenn du dir nicht sicher bist und immer wieder merkst, dass dich etwas stört oder dich zurückhält, überlege mal, ob die drei obigen Eigenschaften schwach bis gar nicht ausgeprägt sind.
Das heißt natürlich nicht, dass du es dann gleich über Board werfen solltest, aber es gibt dir ein bisschen mehr Klarheit bei der inneren Abwägung.
Und vielleicht kommst du sogar zu einem ganz bewussten „Ja und trotzdem“! (Z.B.: „Ja, es ist macht oft keinen Spaß und trotzdem bleibe ich dabei.“)
Ich hoffe natürlich, dass du beim Lesen hier ein bisschen Spaß hattest, es nützlich und nicht störend fandest.
Und wenn nicht, du trotzdem weiterhin hier reinliest. 🙂
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